4. Januar 2022

Redder – wer hegt den Hag, wer hackt die Hecke? Hexe gesucht für den Medeweder Redder!

  • Was ist ein Redder?

    Ein Redder ist ein Weg, der beidseitig von einer Hecke oder einem Knick begrenzt wird. Der Name kommt aus dem Niederdeutschen und bedeutete „Weg zwischen zwei mit Hecken besetzten Gräben“, wobei seinerzeit mit „Graben“ ein Wall bezeichnet wurde.

    Flora & Fauna können sich darin besonders vielgestaltig entwickeln, das spiegelt sich auch in den Monitorings dazu, welche Teil des Projektes waren:

    Abschlussbericht für das Redder-Projekt auf dem Hof Medewege

    1. Einleitung

    Das Redder-Projekt auf dem Hof Medewege widmet sich der Erhaltung und ökologischen Aufwertung eines klassischen Redders – eines Weges zwischen zwei mit Hecken oder Knicks bestandenen Gräben. Solche Strukturen stellen wertvolle Biotope dar, die nicht nur Lebensräume für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten bieten, sondern auch das Landschaftsbild in Norddeutschland prägen.

    Ziel des Projekts war es, den ökologischen Wert des Redders zu steigern, die Artenvielfalt zu fördern und traditionelle Kulturlandschaftselemente zu pflegen und zu erhalten.

    1. Projektumsetzung und praktische Maßnahmen

    Über den gesamten Projektzeitraum hinweg wurden unter der Anleitung des Projektleiters Oliver Hübner und mit Unterstützung mehrerer Bundesfreiwilligendienstleistender (BFD) kontinuierlich Maßnahmen zur Pflege und Entwicklung des Redders durchgeführt.

    Auch im letzten Projektjahr haben die Bundesfreiwilligen gemeinsam mit Oliver Hübner intensiv am Redder gearbeitet. Sie führten Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen durch, setzten Gehölze auf den Stock und erweiterten die Benjes-Hecken.

    Ein besonderes Highlight des letzten Jahres war die Errichtung einer Infotafel am Redder. Diese Tafel informiert Besucherinnen und Besucher über die Bedeutung und Geschichte des Redders sowie über die ökologischen Ziele und Ergebnisse des Projekts. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Umweltbildung und macht das Engagement des Hofs für die Öffentlichkeit sichtbar.

    Zu den wichtigsten Arbeiten zählten:

    • Pflege- und Erhaltungsschnitte: Um die Verjüngung der Gehölzstrukturen zu fördern, wurden gezielt größere Bäume entnommen. Die Stammhölzer wurden nachhaltig als Brennholz genutzt und trugen zur Selbstversorgung des Hofs bei.
    • Förderung der Strauchschicht: Durch das Zurücksetzen („auf den Stock setzen“) von Gehölzen wurde die Strauchschicht verjüngt. Dabei wurde darauf geachtet, kleinere Abschnitte zu bearbeiten, um Rückzugsräume für Tiere zu erhalten.
    • Errichtung und Pflege von Benjes-Hecken: Im Rahmen des Projekts wurden die Benjes-Hecken weiter ausgebaut. Diese aus locker geschichteten Ästen errichteten Hecken bieten Lebensraum für Nager und Insekten und Nistmöglichkeiten für Vögel. Zudem reichern sie langfristig den Boden mit Nährstoffen an.
    • Nistkästen: In Kooperation mit dem Ökologen Jan Enderle wurden über 15 Nistkästen im Redder installiert, um die Brutvogelpopulation zu fördern.
    • Tierische Unterstützung: Die Tiere des Kinderbauernhofes halfen indirekt mit: Sie fraßen Knospen und mineralstoffreiche Rinde von Schnittmaterial, wodurch der Zukauf von Lecksteinen reduziert werden konnte.
    1. Monitoring und ökologische Bewertung

    Zur Erfolgskontrolle des Projekts wurde eine umfassende Kartierung und ein Monitoring der Flora und Fauna im Redder durchgeführt. Die Ergebnisse stammen insbesondere aus der Arbeit des Ökologen Jan Enderle.

    3.1 Vegetation

    • Im Redder wurden insgesamt 38 Gehölzarten nachgewiesen – ein Zeichen hoher Artenvielfalt.
    • Allerdings zeigte sich eine Tendenz zur Dominanz baumartiger Gehölze, wodurch strauchartige Arten wie Felsenkirsche, Sanddorn und Eberesche in ihrer Anzahl zurückgehen.
    • Die zunehmende Beschattung gefährdet langfristig die Artenvielfalt.

    Empfehlungen:

    • Intensivierung der Pflegemaßnahmen durch regelmäßiges „auf den Stock setzen“ (alle 6–12 Jahre je Abschnitt).
    • Reduzierung der Anzahl großer Schirmbäume (Abstand > 50 m).
    • Vermeidung großflächiger Kahlschläge: maximale Länge einzelner Pflegeabschnitte < 100 m, um ausreichend Rückzugsräume für Kleintiere zu erhalten.

    3.2 Avifauna

    • Insgesamt wurden 16 Brutvogelarten nachgewiesen.
    • Darunter befinden sich zwei Arten, die in Mecklenburg-Vorpommern und/oder Deutschland auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen.
    • Die Vogeldichte und Artenvielfalt sind im Verhältnis zur Länge des Redders ausbaufähig.

    Empfehlungen:

    • Förderung der Strauchschicht kann Lebensraumqualität und Nahrungsangebot für viele Vogelarten verbessern.
    • Anlage eines ungenutzten Heckensaums von einigen Metern Breite kann als wertvoller Rückzugs- und Nistbereich dienen.
    1. Fazit und Ausblick

    Das Redder-Projekt auf dem Hof Medewege hat in den vergangenen Jahren wichtige Beiträge zum Erhalt und zur ökologischen Aufwertung eines wertvollen Kulturlandschaftselements geleistet. Durch Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen wurde die Grundlage für eine nachhaltige Förderung der Biodiversität geschaffen.

    Die Monitoring-Ergebnisse belegen die hohe Gehölzartenvielfalt, zeigen aber auch klar den Handlungsbedarf für die Zukunft: Eine kontinuierliche Pflege, insbesondere das regelmäßige „auf den Stock setzen“ von Gehölzen und die Förderung der Strauchschicht, sind entscheidend, um die Lebensraumqualität weiter zu steigern und die Artenvielfalt – insbesondere gefährdeter Vogelarten – langfristig zu sichern.

    Mit der neu aufgestellten Infotafel wird das Wissen über die Bedeutung des Redders und die Arbeit des Projekts auch an die Besucherinnen und Besucher des Hofes weitergegeben. So trägt das Projekt nicht nur zur ökologischen Verbesserung vor Ort bei, sondern auch zur Umweltbildung in der Region.

    Der Hof Medewege wird auch über das Projektende hinaus diese Arbeit fortsetzen und dabei die gewonnenen Erkenntnisse in die langfristige Pflegeplanung einfließen lassen.

    Hof Medewege / Medeweger Hofkultur e.V.
    Nicolai Jahn

    Schwerin, April 2025

    Berichte unserer BFD:

    Bericht unserer BFD (Bundesfreiwilligendienst)-Teilnehmer Matias Goetz:

    Im Jahr 2023 stand das Redder-Projekt weiterhin im Mittelpunkt ökologischer Bemühungen auf dem Hof Medewege:
    In Zusammenarbeit mit dem Ökologen Jan Enderle wurden über 15 Vogelhäuser im Redder errichtet. Diese Initiative trägt dazu bei, die Population der Nistvögel zu fördern und bietet einen geschützten Raum für die Brut. Die Vorteile dieser Maßnahme sind vielfältig: Neben dem Erhalt und der Förderung von heimischen Vogelarten unterstützt sie auch das ökologische Gleichgewicht im Redder. Durch die Bereitstellung von Nistmöglichkeiten trägt das Projekt dazu bei, die Artenvielfalt zu erhalten und die ökologische Gesundheit des Redders zu stärken. Damit markiert das Jahr 2023 einen weiteren Schritt in der nachhaltigen Entwicklung des Redder-Projekts.

    Auch in diesem Jahr verzeichnete das Redder-Projekt erfreuliche Fortschritte, mit großer Hingabe und Einsatz wurde der Redder ein ganzes Stück weiterbearbeitet. Unter der Anleitung des Projektleiters Oliver Hübner setzten die Bundesfreiwilligen Magnus und Matias ihre Arbeit fort. Im vergangenen Sommer wuchsen große Teile der bearbeiteten Fläche nach, was teilweise einen Nachschnitt erforderte. Dabei wurden nicht nur Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt, sondern auch gezielte Verbesserungen für die ökologische Vielfalt des Gebiets implementiert: Die Benjes-Hecken, die im Verlauf des Projekts entstanden sind, wurden weiter verlängert. Diese aus losen ineinandergesteckten Ästen entstandenen Hecken sind Lebensraum für Nager und bieten seltenen Vogelarten Nistmöglichkeiten. Außerdem tragend sie nach ihrem Verrotten zu einem nährstoffreichen Boden bei.
    Aufgrund des Platz- und Lichtbedarfs größerer Bäume wurden wieder ausgewählte Exemplare gefällt und die gewonnenen Baumstämme sorgfältig zu Brennholz verarbeitet. Diese Tätigkeit diente nicht nur der Versorgung des Hofes mit nachhaltigem Brennmaterial, sondern förderte auch die Erneuerung und Verjüngung des Redders. Die Tiere des Kinderbauernhofes profitierten auch in diesem Jahr von leckeren Knospen und mineralhaltiger Rinde, wodurch auf zugekaufte Lecksteine im Winter verzichtet werden konnte.

     

    März 2022 – Luise & Max:

  • Auch in diesem Jahr tat sich einiges im Redder. Im letzten Sommer wuchsen große Teile der bisher bearbeiteten Fläche nach. Unter der Anleitung des Projektleiters Oliver Hübner griffen wir Bundesfreiwilligen, Max und Luise, die Arbeit wieder auf.Da die größeren Bäume Platz und Sonnenlicht beanspruchen, können am Boden jüngere Pflanzen und Heckenstrukturen nicht bestehen.
    Wir fällten daher ausgewählte morsche oder von Pilzen befallene Bäume. Durch Zersägen der Baumstämme wurde eine beträchtliche Menge Feuerholz für die Bewohner des Hofes gespalten und gestapelt. Dieses trocknet jetzt vor Ort. Das Holz vom Vorjahr wärmte währenddessen im Winter unsere Öfen. Zwischen Hainbuchen, Feldeichen, Pappeln und co. entstand eine Vielzahl an Benjes-Hecken aus lose ineinandergesteckten Ästen der gefällten Bäume. Sie bieten seltenen Vogelarten eine Nistmöglichkeit. Verrotten sie, tragen sie zu nährstoffreichem Boden bei. Auch die Tiere des Kinderbauernhofes freuten sich über leckere Knospen und mineralhaltige Rinden. So konnte den Winter über auf synthetische Mineralien verzichtet werden. Während unserer Zeit in der Hecke machten wir einige spannende Entdeckungen. So bargen wir Wildschweinknochen, ganze Schädel und Gebisse. Wir lernten neue Pilze kennen und sammelten Mistelzweige, Weidenkätzchen, Schlehen und vieles mehr.

    März 2022 – Luise & Max

    Redder-Funde, Barbarazweige & Pilze & Flechten & Knochen:

    Der Redder wurde 1994 als ökologische Ausgleichsmaßnahme auf dem Hofgelände angelegt. Das von der NUE ( Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung) geförderte Projekt soll dazu führen, dass mehr Vögel und Nagetiere Schutz finden und sich wohlfühlen und somit die biologische Diversität auf dem Gelände gesteigert wird. Seit seiner Anlegung wurde er nur in
    sehr kleinen Teilen „auf den Stock gesetzt“, im letzten Jahr wurde er verjüngt und es entstand an einigen Stellen inzwischen wieder eine Heckenstruktur.

    Bevor es mit der Arbeit losging, besprachen wir, die Bufdis des Hof Medwege, mit Oliver Hübner, dem Verantwortlichen für dieses Projekt, was überhaupt getan werden und worauf geachtet werden muss. Bäume, die zu viel Schatten werfen, sodass kleinere Büsche und Bäume nur noch wenig Licht bekommen, mussten gefällt oder runtergeastet werden. Die anfallenden Baumstämme wurden klein gesägt und zu Brennholz verarbeitet. Die Zweige hieß es mit der Astschere zu zerkleinern und aufeinanderzulegen. Die eigentliche Hecke, bestehend aus Sträuchern und Büschen sollte gekürzt werden, um im Frühjahr wieder nachwachsen zu können.

    Ab Januar 2021 zogen wir also mit Astscheren, Sägen und Handschuhen in den Redder und legten los. Oliver kümmerte sich um die Baumfällung, wir um die Zerkleinerung. Wir schichteten die Äste aufeinander und es entstanden daraus sogenannte Benjeshecken, aus welchen im Verrottungsprozess Neues wachsen kann und die gleichzeitig als Lebensraum für Vögel und Nager dienen.

    Während unserer Tätigkeit im Redder stießen wir auf Pflanzen, die wir davor noch nicht gesehen hatten, wie bespielsweise auf einen orangenen Baumpilz, der uns sehr beeindruckte.

    Außerdem fanden wir zwei zerfallenene Bauwerke des Waldorfkindergartens. Eines war eine Art Höhle, die wir neu aufbauten und mit den anfallenden Zweigen bestückten.

    Da es bei diesem Projekt darum geht, den Redder möglichst vielfältig und nachhaltig zu nutzen, sammelten wir im Spätsommer fleißig Schlehen, aus welchen wir Schlehenelexier herstellten. Außerdem schmückten Hagebuttensträucher unsere Wohnungen. Zum Barbaratag am 4.12. schnitten wir einige Zweige, die wir im Warmen ins Wasser stellten. Auch die Tiere des Kinderbauernhofs freuten sich über die leckeren Knospen und die mineralhaltige Rinde. Der nächste Plan ist es aus dem tollen Holz der Kirschbäume Frühstücksbrettchen zu sägen.
    Mai 2021 – Isabelle Wallmersperger

    • Redder-Historie, vom Gutshausdach 1999, 2000, 2011 & 2013:

     

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